FullCircle/Kunstkonzept

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Version vom 13. Oktober 2012, 18:44 Uhr von Scytale (Diskussion | Beiträge) (→‎Das Manifest: FulCircle)
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Vorwort

ACHTUNG: Dies ist Work-In-Progress. Nichts ist so konstant wie der Wandel. --Gonium (Diskussion) 21:05, 17. Jun. 2012 (CEST)

Mir (gonium) dämmert schon länger, dass wir unser bisheriges Konzept der LightWall erheblich erweitern müssen, damit das wirklich rockt. Nach dem Wochenende mit Dome und Heckpiet bin ich der Überzeugung, dass hier noch einige Arbeit zu leisten ist. Ich versuche das im Folgenden mal darzustellen und daraus eine Vision abzuleiten (nein, hat in diesem Fall nix mit Green IT zu tun).

Ausgangslage

Die Installation nimmt verschiedene Elemente aus der Blinkenlights-Geschichte auf. Es sind nun RGB-LEDs in einer Plastikbox, das ist aber nicht wirklich was neues (siehe All colors are beautiful (ACAB)). ACAB ist quasi zeitgleich entstanden, aber die Münchener waren mit ihrer Idee halt einfach viel schneller. Clubintern wäre es für uns recht tragisch, als "Nachmacher" wahrgenommen zu werden - sprich: Es blinkt, es ist eine Ikeabox, es ist ACAB. Das möchte ich nicht. Ich will, dass wir die Blinkenlights-Geschichte neu interpretieren und auf eine neue Ebene heben. So bekommen wir Fame im CCC, und wir können die Installation direkt auf anderen Veranstaltungen zeigen.

Gleichzeitig sind wir mit dem Bauhaus auf für uns ungewohntem Terrain. Das ist mir besonders beim Besuch dort klargeworden. Ich habe eine Affinität zu gutem Design (allerdings habe ich nicht das Geld, mir das Zeugs zu kaufen). Schlüsselerlebnis war für mich die Übernachtung im Bauhaus selbst, kann ich bei Gelegenheit gerne erzählen. Die Räumlichkeiten sind sehr simpel eingerichtet, dabei aber sehr hochwertig verarbeitet - reduce to the max. Fast alle Möbel, die ich toll finde, wurden am Bauhaus oder von Bauhausschülern gestaltet (Die Mies van der Rohe-Sessel im Foyer des ITWM zum Beispiel). Die Designs stammen aus den 1920ern, werden aber teils noch heute unverändert gebaut (B41F Freischwinger von Breuel, heute bei Thonet erhältlich). Wenn man sich das ganze Ikea-Zeugs mal anschaut, sieht man an allen Ecken und Enden Bauhaus.

Ich habe am Wochenende ein Buch über das Bauhaus gelesen - für die Zeit haben die dort echt krasse Dinge gemacht. Die waren die Avantgarde der Hacker damals, nicht in technischer Hinsicht, sondern kulturell und gesellschaftlich. Vom Mindset her hätten die vermutlich recht gut in den Club gepasst. Oder anders herum: Uns hätte die Spielwiese dort wohl auch gefallen. Ich werde das Buch bei Gelegenheit in meine Kiste im Raum legen, blättert mal darin rum.

Das Faszinierende am Bauhaus ist für mich, dass die nicht länger versucht haben, die Funktion von Dingen vom Betrachter fernzuhalten. Ein gutes Beispiel dafür sind die Fagus-Werkshallen von Gropius. Der hat die Tragwerke im Gebäude nicht länger versteckt, sondern man sieht, wie die Statik der Wand funktioniert. Anderes Beispiel: Die haben die Heizkörper nicht in einen Holzkäfig eingesperrt (was thermisch betrachtet total dämlich ist). Der Drang, die Funktion auch nach außen hin darzustellen, ist auch bei jedem Hacker vorhanden (pauschalisiere ich jetzt mal).

Jaja, so what, was willst Du mir sagen?

Ganz einfach: Am Bauhaus haben damals Hacker neue Dinge ausprobiert. Im CCC intern sind wir unter Zugzwang, was Neues zu machen. Also: Wir müssen dort was neues machen.

Und was?

Wenn ich das so einfach sagen könnte, dann wäre es nicht neu, sondern offensichtlich. Das Grundthema lautet:

   Wie nehmen Computer uns wahr?

Das ist als Fragestellung eigentlich sehr ergiebig. Wer, wenn nicht wir als Hacker haben die Perspektive, um hier eine Antwort zu finden. Die Frage ist gesellschaftlich relevant, denn jeder trägt einen Rechner mit sich herum (oder mehrere). Rechner entscheiden über meine Kreditkonditionen, Rechner versuchen, meinen Fahrstil auf ein sicheres Maß zu reduzieren. Und trotzdem versteht ein sehr großer Teil der Menschen nicht, was passiert. Die behelfen sich mit Analogien: Sie versuchen, sich den Computer als Person darzustellen. Und sind frustriert, wenn der Computer nicht das macht, was sie erwarten. Sprich: Menschen finden Computer doof.

In der Installation will ich das umdrehen. Wir zeigen den Menschen, was ein Computer wahrnimmt (wie: kommt noch). Und zwar so, dass man sich gut vorstellen kann, dass es für den Computer genauso frustrierend ist, vom Menschen missverstanden zu werden (wenn man mal die Personenanalogie umdreht). Sprich: Computer finden Menschen doof.

Ein Beispiel: Der Besucher gibt über ein Eingabeterminal (wie, wo etc. mal außen vor) den Begriff "Wolke" ein. Er erwartet daraufhin ein Bild einer Wolke auf der LightWall - oder den String als Text, der da durchscrollt. Aber: Diese Konzepte sind dem Computer ganz fremd. Wir können zwar einen Text einfach durchscrollen, aber das ist ein Verhalten, was der Programmierer dem Computer so vorgibt. Das ist nicht die Welt des Computers als solches. Für den sind da halt ein paar chars, nicht mehr, nicht weniger.

Um das für den Besucher begreifbar zu machen könnten wir dem Computer etwas beibringen, was optisch gut aussieht und mit dem Begriff zu tun hat - aber keine direkte Verbindung mit dem Ding als solchem hat. Ein Beispiel wäre: Wir machen eine Google Bildersuche. Dann nehmen wir das kombinierte Histogram der ersten drei Bilder und nehmen daraus die drei dominanten Farben. Das benutzen wir dann, um noch weitere Daten darzustellen.

Aus diesem Spannungsfeld kann man ganz viel machen. Was, das ist noch im entstehen begriffen. Klar ist jedoch: Das einfache Pong-Spiel oder ein durchscrollender Text reicht nicht aus, um Leute und Hacker zu begeistern. Der Text ist notwendig - wir wollen ja auch einfach mal eine Message durchscrollen können. Aber damit darf nicht Schluß sein.

Das Manifest

Wir brauchen einen gemeinsamen Rahmen für die Installation. Ich präsentiere: Das Manifest.

  1. Computer finden Menschen doof.
  2. Primärfarben (Rot/Grün/Blau) sind doof.
  3. Das Internet ist Dein Freund.
  4. Warum ein Frame, wenn man auch eine Sequenz haben kann?
  5. Nach 30 Sekunden ist alles vorbei. (bzw. die nächste Visualisierung dran).
  6. Thermodruckerbons sind super.

Lösungshint: Ich meine das alles ernst. Das ist der Rahmen, in dem meine Gedanken kreisen.

Wir sollten das als Spielwiese verstehen. Es gibt viel Kunst, die schon ähnliches macht, aber mir ist bis jetzt keine Installation bekannt, welche das Verhältnis der Maschine zum Menschen (so herum) kritisch darstellt. Das ist unsere Chance! Hier können wir kreativ sein, und uns austoben. Ich werde versuchen, ein paar Gedanken mal umzusetzen. Dazu gehört: